An der Katharinenkirche 4
38100 Braunschweig
Die begonnene Gesprächsreihe mit Prof. Dr. Klaus Wengst wird fortgesetzt. Mehrere Interessierte haben uns angesprochen und die für sie ungünstige Terminplanung bedauert. Hier die veränderten Termine und die Gesamtankündigung.
Fr., 12. April 2024 um 16.30 Uhr
Fr., 3. Mai 2024 um 16.30 Uhr
Fr., 31. Mai 2024 um 16.30 Uhr
Fr., 14. Juni 2024 um 16.30 Uhr
Der Römerbrief ist der längste und auch gewichtigste Brief des Paulus. In der evangelischen Kirche wurde er von Martin Luther an zu einem zentralen biblischen Zeugnis. Einige Passagen dieses Briefes gehören bis heute zur Kernidentität evangelischen Christseins. Deshalb lohnt es, ihn zu lesen.
Luther hat seine wirkmächtige Auslegung dieser großen neutestamentlichen Schrift allerdings in der scharfen Auseinandersetzung mit der spätmittelalterlichen katholischen Kirche entwickelt. Das führte ihn in polemische Einseitigkeiten, die er wiederum in den Brief zurückprojizierte. Der Reformator identifizierte sich mit Paulus. Als solcher schrieb und predigte er „gegen die Papisten, unsere Juden“. Seine Auslegung bekam einen starken antijüdischen Nebeneffekt. Was Luther gegen die Papstkirche einzuwenden hatte, wurde zugleich zu einer polemisch verzerrten Wahrnehmung „der Juden“. Dem Judentum wurde – und wird teilweise bis heute – „Gesetzlichkeit“ und „Verdienstlichkeit“ unterstellt. Man kenne dort angeblich keine Gnade. So wurde die Botschaft von der Gnade gnadenlos antijüdisch.
Dieser Nebeneffekt wurde leider ebenso wirksam wie Luthers zentrale, befreiende Entdeckungen. Erst nach dem Ereignis der Shoa (Holocaust) im 20. Jahrhundert hat in der evangelischen Theologie ein Umdenken eingesetzt. Daran hat Prof. Dr. Klaus Wengst in zahlreichen Publikationen der letzten drei Jahrzehnte intensiv und prägend mitgewirkt. „Die Situation des Paulus war eine völlig andere als die Martin Luthers. Paulus war selbst Jude.“ Von daher ist ein neues Verständnis sowohl des Römerbriefes als auch des Evangeliums zu entwickeln. Überkommene Denkgewohnheiten sind zu überwinden und zahlreiche Missverständnisse zu korrigieren. Gerade angesichts gegenwärtig neu auflebender Judenfeindlichkeit hält Klaus Wengst eine biblisch begründete Partnerschaft der Kirche mit Israel und dem Judentum für dringlich.
An folgenden Terminen wird der Neutestamentler (seinerzeit Bochum) sein Verständnis von wichtigen Passagen des Römerbriefes erläutern und zur Diskussion stellen. Interessierte sind willkommen. Die gut eineinhalb-stündigenTreffen finden im Kleinen Saal des Gemeindehauses von St. Katharinen statt. Jedes Treffen ist thematisch in sich abgeschlossen, punktuelle Teilnahme ist auch ohne Kenntnis der ganzen Reihe sinnvoll.
Eine Übersetzung und Gliederung des gesamten Römerbrief von Prof. Dr. Klaus Wengst können Sie hier herunterladen:
Roemerbrief-uebersetzt-und-gegliedert-von-Prof-Dr-Klaus-Wengst