An der Katharinenkirche 4
38100 Braunschweig
250 Jahre Werthers Leiden – Goethes Briefroman aus heutiger Sicht
1774 erscheint auf der Michaelismesse in Leipzig anonym ein kleiner Roman mit dem Titel „Die Leiden des jungen Werther“, der den Durchbruch der deutschen Literatur zur Weltliteratur bewirkt. Sein Autor, der junge Goethe, wird über Nacht zum Star der jungen internationalen Literaraturszene. Aus heutiger Sicht ist diese spontane und begeisterte Identifikation mit dem Werther-Schicksal kaum mehr nachvollziehbar. Anders hingegen verhält es sich mit der narzisstischen Selbstbespiegelung in Werthers Liebesbegehren. Sie reicht als Signum (und wenn man so will auch als Verhängnis) moderner Subjektivität bis in unsere Gegenwart hinein. Der Vortrag wird die Briefe des Romans unter diesem Aspekt in den Blick nehmen.
Prof. Dr. Renate Stauf hatte den Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur an der TU-Braunschweig von 1999-2020 inne. Sie forschte zur Literatur der Aufklärung, Klassik, Romantik, Klassischer Moderne, insbesondere zu europäischer Briefkultur und publizierte über Heinrich Heine, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, Robert Musil, Ingeborg Bachmann u.a.