Orgelkonzert von Claus-Eduard Hecker, St. Katharinen in Braunschweig am 23.09.2016
Von Martin Winrich Becker
Zum 100. Todestag von Max Reger hatte Landeskirchenmusikdirektor Claus-Eduard Hecker ein höchst interessantes und dramaturgisch sehr spezielles Konzert mit Kompositionen von Bach und Reger für die Beckerath-Orgel zusammengestellt. Die Zuhörer erlebten ein einstündiges Orgelkonzert, das wie ein Brennglas die Werke Bachs und Regers fokussiert in einen Kontext, ja in einen Vergleich stellte. Diese Konfrontation im 100. Todesjahr von Reger war natürlich kein Zufall. Reger hat Bach bewundert und als sein Vorbild angesehen und versucht, die Orgel wie Bach mit seinen Klängen zu füllen.
Bachs Präludium und Fuge a-Moll BWV 543 und Regers Scherzo d-Moll op. 65 eröffneten den musikalischen Reigen. Mit großer Virtuosität und perfekter, dem jeweiligen Zeitgeist angepasster Registrierung, vermochte Hecker das Publikum – die Spezialisten saßen mit dem Rücken zur Orgel im Kirchenschiff, die technisch am Spiel Interessierten saßen im Halbkreis um die Orgel mit Sicht auf Hecker – zu fesseln. Claus-Eduard Hecker hatte alle Register gezogen und überzeugte schon beim ersten Stück, Bachs Präludium und Fuge a-Moll BWV 543. Die chromatisch absteigende Sequenzenkette bewirkt im Spiel Heckers nachhaltige Spannung, die er dann in einen motivisch verdichteten Satz entwickelt, der heute genauso neu klingt, wie damals zu Zeiten Bachs. Ansprechend gliederte Hecker im Spiel die Dreiteiligkeit des Werkes, die dem Stück die Symmetrie verleiht.
Regers Scherzo entlockt Hecker glockengleich, sphärische Klänge. Dabei scheinen seine Hände von einer Klaviatur zur nächsten zu fliegen. Hecker spielte Regers Scherzo zurückhaltend brav und variierte im Mittelteil mit dem Schwellwerk der Orgel verspielt die Lautstärke.
Die Choralvorspiele Bachs und Regers, hier op. 135a, wurden zum direkten Hörvergleich. Bach kam gewaltig, mächtig daher, Reger hingegen eher zurückhaltender und sogar tonaler. Dabei handelte es sich um „Es ist das Heil uns kommen her“ BWV 638, „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ BWV 632 und „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ BWV 642.
Dazwischen eröffnete mit mächtigem Klangvolumen Hecker Max Regers Phantasie über den Namen B-A-C-H op. 46, in dem Reger dem Genius Bach seine Reverenz erweist. Hecker spielte dieses Werk in einer überdurchschnittlichen Interpretation. Hierzu legte er sich kräftig ins Zeug bei Läufen, Akkordballungen und der fast bohrend-penetranten Modifikation des Themas.
Zum Schluss des Konzertes noch einmal Bach und Reger im direkten Vergleich. Regers Präludium und Fuge h-Moll op. 129 spielte Hecker in einer Interpretation von großer musikalischer Hingabe. Besonders schön die leise Melodie und die Sphärenklänge, die sich zu Klangwolken verdichten. Dazu zog Hecker alle Register feinster Klangvorstellungen. Und mit Bachs Präludium und Fuge e-Moll BWV 548 endete das Konzert. Hecker demonstrierte hier Lauf- und Spielwerk in höchster Virtuosität.
Unterschrift der Bilder: Claus-Eduard Hecker spielte an der Beckerath-Orgel der St. Katharinen Kirche Stücke von Bach und Reger. © Martin Winrich Becker