Liebe Gemeindeglieder, liebe Freundinnen und Freunde von St. Katharinen!
Für das Katharinen-Team begann dieses Jahr mit der Aufgabe, den großen Saal unseres Gemeindehauses und sämtliche Büroräume für umfangreiche Sanierungsarbeiten vorzubereiten. Nach einer kurzen Verschnaufpause Anfang Januar wurden gewissermaßen die „Maschinenräume“ unseres Gemeindelebens vollständig entleert, während das Gemeindeleben weitgehend unvermindert weiterlief. „Machen wir nie wieder“, lautet das Fazit – mit einem sehr zufriedenen Blick in den großen Saal und die Arbeitsräume in ihrem jetzigen, frischen Zustand. Anfang Juni verließen die Handwerker schließlich unser Haus, sodass über den Sommer und nach den Ferien alles wieder zurückkehrte. Es dauerte etwas, die alte Balance im Arbeitsrhythmus wiederzufinden – will sagen: Dieses mitlaufende Bauprojekt hat das Team „geschlaucht“.
In der Zwischenzeit konnte unsere Kantorei als regelmäßige Probenmöglichkeit dankenswerterweise den Probensaal des Domchores nutzen und sich auf die Aufführung von Mozarts „Missa in c-Moll“ vorbereiten. Unter der Leitung von Christine Strubel, durch großes Engagement des Chorvorstandes und des fördernden Freundeskreises wurde es am 11. Mai ein ungewöhnlich gut besuchtes geistliches Konzert in St. Katharinen.
Während der Sanierungsarbeiten fand unser evangelisches Bildungsangebot „Mittwochnachmittag an St. Katharinen“ im Gemeindehaus unserer evangelisch-reformierten Partnergemeinde am Wendentorwall eine freundliche Aufnahme und ein vorübergehendes Zuhause. Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit verlegte ihre Termine und kam mit ihren Veranstaltungen gut in unserem Kleinen Saal im Erdgeschoss unter. Die in unserem Gemeindehaus ansässige, mit uns befreundete Chinesische Gemeinde hat sich gut auf die eingeschränkten Bedingungen eingelassen und ihre muttersprachlichen Gottesdienste sonntagnachmittags in unserer Katharinenkirche gefeiert. Alle haben sich flexibel arrangiert und sind nun wieder zurück. Das Ergebnis ist es wert gewesen. Die Sanierung hat die innere Dachkonstruktion verändert, um mehrere Maßnahmen zur Modernisierung und energetischen Verbesserung treffen zu können. Die – bis dahin noch bauzeitliche (1962) – Elektrik ist mitsamt Beleuchtung und Decke erneuert worden. Weitere Maßnahmen wurden sinnvollerweise „mitgemacht“ (z.B. schwerentflammbare Vorhänge, Parkett aufarbeiten). Die Kirchengemeinde hat tief in ihre Rücklagen greifen müssen, aber dafür nun einen bis auf Weiteres zukunftstauglichen Saal, einen der größten kirchlichen Räume in zentraler Lage. Interessierten Kooperationspartnern steht er auf Nachfrage in den ungenutzten Zeiten zum Anmieten zur Verfügung (Braunschweig Zukunft GmbH, ein Studienseminar für Lehrerausbildung, ein Institut der TU Braunschweig u.a.). Regelmäßig findet ein Sprachkurs der Stadt Braunschweig (VHS) hier statt, der bei uns Räumlichkeiten für parallele Kinderbetreuung vorfindet und damit insbesondere die Integration von Migrantinnen fördert. Mit Bedacht und Absicht öffnen wir unsere kirchlichen Räume für nichtkirchliche Partner. Dadurch hatten wir im zurückliegenden Jahr mit „BIG UP“ ein besonderes Highlight zum Thema Quantentechnologie und Gründerszene in der Braunschweiger Region („Quantum Valley“) in unserer Kirche beherbergt. Im Hagenbrief Nr. 123 wurde berichtet. All dies erweitert den theologischen, kulturellen und menschlichen Horizont des Gemeindelebens.
Im Hintergrund unserer Aktivitäten steht ein engagiertes Team von Haupt- und Ehrenamtlichen und ein verantwortungsbewusster Kirchenvorstand, der nunmehr 1 ½ Jahre im Amt ist. Termin- und Veranstaltungskoordination, Haushalts- und Gebäudefragen, Kooperation im Pfarrverband Braunschweig-Mitte – uns wird nicht langweilig. Auf einer Vorstands-Klausur im Kloster Drübeck haben wir Mitte Januar über das Abendmahl nachgedacht und inzwischen die Verwendung von Wein und Traubensaft eingeführt. Das wird erfreulich gut und selbstverständlich von der Gemeinde angenommen. Die Reformpläne der Landeskirche haben uns ebenfalls beschäftigt. Sie wurden auch auf einer Gemeindeversammlung im Juni diskutiert. Einige grundsätzliche Fragen und Sorgen sind durch den im November inzwischen erfolgten Beschluss der Landessynode noch nicht beantwortet. Wie sich unser Gemeindeleben nach der geplanten landeskirchlichen Großreform darstellen wird, ist noch unklar. Wo werden die Ehrenamtlichen stehen, wenn die Ortsgemeinde mit dem Körperschaftsstatus auch das Selbstleitungsrecht weitgehend verlieren werden? Im Sinne der Jahreslosung für 2025 arbeiten wir weiterhin daran, mitten im Wandel auch Kontinuität zu gestalten: „Prüft alles, das Gute behaltet!“ (1. Thessalonicher 5,21).
Trotz der besonderen Herausforderungen konnten wir in diesem Jahr unsere Themenreihen weiterführen. Dazu gehörten Vorträge über Albert Schweitzer („Tröstliche Tropen“) und Thomas Müntzer (verbunden mit einer 2-Tages-Bildungsreise nach Mülhausen und Bad Frankenhausen in Thüringen mit 23 Teilnehmer:innen). In der zweiten Jahreshälfte ergaben sich in lockerer, aber dichter Folge eine Mehrzahl musikalisch besonders gestalteter Gottesdienste: ein italienischer Kinder- und Jugendchor, unsere Kantorei, unser Posaunenchor, ein Braunschweiger Vokalensemble und „piano plus“ (Popularmusik) haben mit einer Vielfalt musikalischer Stile und Werke das geistliche Erlebnis in unseren Gottesdiensten vertieft und bereichert. Das findet Zuspruch, der uns freut und ermutigt, so weiterzumachen. Eine Konstante unseres Gemeindelebens ist inzwischen der „Hagenbrief“ mit 3-4 Ausgaben jährlich, der über den Kreis der unmittelbar am Gemeindeleben Beteiligten hinaus von vielen gelesen wird, die nicht zu uns kommen. Es ist mehr ein Themenbrief mit Geschichtlichem und Aktuellem. Immer wieder werfen wir einen Blick in unseren Stadtteil, derzeit insbesondere hinüber zur archäologisch interessanten und voranschreitenden Baustelle „Hagenmarkt“.
Zu unserem Gemeindeleben zählen auch weniger öffentliche Ereignisse: Kleine und große Trauerfeiern in unserer Kirche, Beisetzungen auf dem evangelischen Hauptfriedhof, einige Hochzeiten und ein paar Taufen im Jahreslauf. Mit Gebet und Segen begleiten wir Menschen und Familien auf einer Etappe ihres Weges.
Einiges von dem, was wir hier miteinander erleben und organisieren, wird nur möglich durch den „Freundeskreis zur Förderung der Kirchenmusik“, durch die noch kleine „Gemeindepflegestiftung zu St. Katharinen“, durch zugewandte Spender:innen, deren Unterstützung uns stärkt.
Der Blick voraus in das nächste Jahr fällt mit der Jahreslosung für 2026 „Ich mache alles neu“ (Offenbarung 21) auf neue Themen und Ereignisse. „Warten auf Godot“, Rudi Dutschke, Gudrun Ensslin, Dietrich Bonhoeffer, „Israel in Ägypten“, „Lehrhäuser“ mit einem Rabbiner und einer Rabbinerin geben nur die Stichworte zu einigen Veranstaltungen, die bereits gesetzt bzw. in Planung sind (katharinenbraunschweig.de).
Was das Jahr sonst noch bringen mag? Der Blick fällt in unsere friedlose Welt. Wir wünschen Frieden und Sicherheit für den Staat Israel, für Jüdinnen und Juden weltweit. Den Menschen im Gazastreifen und im Westjordanland wünschen wir eine menschenwürdige, selbstbestimmte Zukunft, der Ukraine einen Waffenstillstand und Verhandlungen mit annehmbaren Aussichten. Die von der Weltöffentlichkeit wenig beachtete Christenbedrängnis im insgesamt gebeutelten Nigeria möge enden, die vielen globalen Konfliktherde in einem Jahr ruhiger geworden sein als sie es jetzt sind. Den Gebetsruf eines Chorals machen wir uns zu eigen – für die Welt, für uns und unser Land, das von besorgniserregenden Polarisierungen durchzogen ist: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.“
Herzliche Grüße, im Namen des KV: Ihr Werner Busch




