Freitag, 23. September 2016 um 16.30 Uhr im Gemeindehaus
Vortrag von Professor Dr. Manfred Gailus / Akademie Regional
Es ist kaum viel mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem am „Deutschen Wesen“ die Welt genesen sollte. Der Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts war ein wichtiger Faktor für die Ausprägung dieser Mentalität. Auf diesem Gebiet hat Professor Dr. Manfred Gailus intensiv geforscht und publiziert, erst in jüngster Zeit ist ein Aufsatzband über völkische Theologien im Dritten Reich erschienen. Der deutsche Protestantismus hat auf besondere Weise – mit teilweise geradezu euphorischer Religiosität – an dem Unheil mitgewirkt, das sich schließlich in zwei Weltkriegen manifestierte. Die innige Verbindung zwischen Kirche, Volk und Nation, Glaube und Nationalismus jener Jahrzehnte wird seit einiger Zeit als „Babylonische Gefangenschaft der Kirche“ bezeichnet. Die Anspielung auf Martin Luthers berühmte Reformationsschrift „Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ ist unüberhörbar. Aber ist das Problem mit dieser Diagnose schon überwunden? Im Themenjahr 2016 der Reformationsdekade blicken wir nicht nur auf „Die Eine Welt“. Anhand historischer Beispiele sucht der Vortrag Antworten auf Fragen: Welche Stärken und Schwächen hatte das nationalprotestantische Konzept? Welche unterschwelligen Konstanten und Nachwirkungen sind bis heute erkennbar?