Hagenbrief Nr. 123

Endlich!

Der neue Hagenbrief kommt in Kürze aus dem Druck und wird zum Ende der 44. und am Beginn der 45. Kalenderwoche 2025 in unserem Gemeindebezirk verteilt bzw. an externe Interessenten verschickt. Sie haben Interesse? Bitte melden Sie sich im Gemeindebüro unter 0531 44 66 9 oder mit katharinen.bs.buero@nulllk-bs.de .

„Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.“

Donnerstag, 30. Oktober 2025 um 18.30 Uhr in St. Katharinen
Vortrag – Musik – Schauspiel – Empfang

Obwohl Martin Luther diesen Satz in seiner epochalen Rede nicht gesagt hat, kennzeichnet die nachträglich hinzugefügte, berühmt gewordene Formulierung durchaus einen wesentlichen Charakterzug seines Auftritts vor dem Reichstag: “Hier stehe ich, ich kann nicht anders.” Ein Mönchlein aus Wittenberg – begleitet von jubelnden Massen und prominenten Unterstützern – tritt im März 1521 auf dem Reichstag zu Worms schließlich allein mit der Kraft des Wortes gegen eine kaiserliche und klerikale Übermacht an. Die klug konzipierte und außerordentlich wirkungsmächtige Rede steht im Mittelpunkt dieser festlichen Veranstaltung am Vorabend des Reformationstages 2025 in der Braunschweiger Katharinenkirche.

Professor Dr. Joachim Knape war bis 2018 am Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen tätig und hat in einer zum Reformationsjubiläum 2017 veröffentlichten Studie die Wormser Lutherrede eingehend analysiert. Der rhetorische Machtkampf im Ringen um die Wahrheit stellt in Knapes Betrachtung eine welthistorische, geistesgeschichtlich und politisch hochbedeutsame Zäsur dar. Der Braunschweiger Schauspieler Klaus Lembke (Ausbildung zum Schauspieler an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, Engagement an den Staatstheatern in Würzburg, Karlsruhe, Hannover und Braunschweig) wird die Lutherrede zur Aufführung bringen. Zusammen mit dem Organisten und Propsteikantor Hanno Schiefner wird die bereits mehrfach national und international ausgezeichnete Violinistin Tamaki Steinert musizieren. Sie wurde 2007 in Tokio geboren, lebt derzeit in Wolfsburg und studiert als Jungstudentin in der Violinklasse von Prof. Krzysztof Węgrzyn an der HMTMH.

Die Moderation liegt bei der Direktorin der Akademie Abt Jerusalem Pfarrerin Kerstin Vogt und Katharinenpfarrer Werner Busch.

Die Veranstaltung klingt mit einem Empfang bei Wein und Häppchen aus. Der Eintritt ist frei.

Erntedank und Sukkot.

Folgende Predigt wurde im Festgottesdienst mit unserer Kantorei am Erntedank-Sonntag, 5. Oktober 2025 gehalten. Das jüdische Fest „Sukkot“ beginnt in diesem Jahr einen Tag später am 6.10.2025.

Von morgen an eine Woche lang feiern unsere jüdischen Brüder und Schwestern das Laubhüttenfest, genannt „Sukkot“. Erntedankfest auf jüdisch. Die Geschichte zum jüdischen Erntedank ist viel schillernder, tiefer als unser Erntedank. Der gemeine Protestant feiert die Natur als Gottes Schöpfung und das allgemeine Versorgtsein. Alles lecker, schmeckt. Wir feiern auch ein bisschen mit erhobenem Zeigefinger: Sag brav „Danke“ und gib was ab. Erntedank heißt auch: Brot für die Welt. Bitte tun Sie das! Aber sind das nicht auch Selbstverständlichkeiten? Wenn nicht daran erinnert wird, verlieren wir auch das Banalste und Alltäglichste aus den Augen. Es macht schon Sinn, Erntedank so zu feiern. Aber insgesamt ist es in diesem Sinn ein schlichtes Fest. Das meiste ist: Verzierung, Altarschmuck mit Kartoffeln, Äpfeln und Kohl. Und hinterher Brot mit Butter und Tee.

Das war mal anders. Die Erfahrungen der Ernte waren kein Zuckerschlecken. Da war die Angst vor spätem Frost. Es gab den Hagelschauer im Sommer und die Herde Wildschweine, die das Feld verwüsteten. Es gab unerwarteten Schädlingsbefall. Zu wenig Sonne in der Reifezeit – alles das erlebt kaum noch jemand. Wer einen kleinen Garten hat und sich über die schwache Kartoffelernte ärgert, bekommt vielleicht eine Ahnung davon, was es heißt, wenn ganze Felder ihren Ertrag nicht bringen. Der schwere Unfall eines Mitarbeiters war mehr als nur der empfindliche Ausfall einer Arbeitskraft. Der Motorschaden der Erntemaschinen von Genossenschaften, die fast Tag und Nacht über die Felder brummen – all diese Dramen und Geschichten kennt kaum noch jemand. Sie waren mal ein Teil von Erntedank. Wir haben’s überstanden! Was haben wir in der arbeitsreichen Zeit nicht alles erlebt und durchgemacht! Jetzt ist das Korn eingefahren und die Scheune gefüllt. Gott sei Dank.

Damit ein Fest wirklich zündet, braucht es gute Geschichten. Solche Geschichten! Ein ordentliches Fest braucht Geschichten mit Angst und Rettung, mit Verwicklungen, Rückschlägen, mit Scheitern und Gelingen, nicht allein sein im finsteren Tal und dem gedeckten Tisch „im Angesicht meiner Feinde“. Die Kontraste und Widersprüche des Lebens machen ein Fest lebendig und tief. Das wissen wir von Weihnachten und Ostern. Feste mit guten Geschichten ziehen unsere Gedanken an wie ein Magnet. Sie wecken unsere Lebenserinnerungen auf und geben unseren Sehnsüchten freien Lauf. Denn unser Leben ist genau das: Eine Geschichte mit offenem Ausgang. Ich bin in stories verwickelt, die es in sich haben. Die beides in sich haben: Wachstum und Gedeihen, aber auch das Missraten, Unglück und existentielle Krisen. „Das Ende der Geschichte“, das wir nach dem Fall der Mauer vor 35 Jahren gekommen wähnten, das happy End für alle Welt ist nicht eingetreten. Im Gegenteil. Die Verwicklungen gehen weiter, im Kleinen wie im Großen. Es ist heute aussichtsärmer und schwieriger als vor 20 oder 30 Jahren. Jede biographische Niederlassung, jedes Plateau, auf dem du ankommst, jede Lichtung, in der du deine Oase anlegst, ist nur ein Zuhause auf Zeit. Morgen geht es vielleicht schon weiter.

Das jüdische Erntedankfest ist so ein Fest mit Geschichte. Bei Mose wird die Festgarnitur, das Festritual wie folgt beschrieben:                             

Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen. Wer einheimisch ist in Israel, soll in Laubhütten wohnen, damit eure Nachkommen wissen, wie ich die Israeliten habe in Hütten wohnen lassen, als ich sie aus Ägyptenland führte. Ich bin der Ewige, euer Gott.“ (3. Mose 23,43)

Laubhütten wie zur Zeit der Wüstenwanderung. Stellt euch ein Zelt in den Garten. Wohnt eine Woche im Wohnwagen. Mietet euch in der Jugendherberge ein. Erinnert euch an den Auszug aus Ägypten. Denkt an den langen Weg ins verheißene Land, die Durststrecken eurer Biographie. Vergesst das Provisorische nicht, durch das ihr musstet. Wiederholt es für ein paar Tage. Versetzt euch zurück in eure Ausbildungs- und Studienzeiten. Tragt die alten Schuhe nochmal eine Woche lang!

Wissen, woher man gekommen ist. Nicht vergessen, dass man auf seinem Weg in Zelten durch Wüsten ziehen musste. Und dabei den Satz buchstabieren, der in den 10 Geboten alles Leben in Beziehung setzt: „Ich bin der Herr, dein Gott.“ Heilsgeschichte und Lebensgeschichte werden in diesem Fest miteinander verflochten. So ist es ja auch mit den christlichen Festen. Biographie und Bibel werden ineinandergelegt. So deuten und begreifen wir unser Leben. Die Gotteszusage bekommt einen besonderen Geschmack, wenn wir sie in unsere Lebensgeschichte hineinklingen lassen. „Ich bin der Ewige, dein Gott.“

Das Laubhüttenfest sollst du halten sieben Tage, wenn du eingesammelt hast von deiner Tenne und von deiner Kelter, und du sollst fröhlich sein an deinem Fest, du und dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levit, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die in deiner Stadt leben.  Sieben Tage sollst du dem HERRN, deinem Gott, das Fest halten an der Stätte, die der HERR erwählen wird. Denn der HERR, dein Gott, wird dich segnen in deiner ganzen Ernte und in allen Werken deiner Hände; darum sollst du fröhlich sein.“ (5. Mose 16,13ff)
Erntedank ist ein Teilhabe-Fest. Ein Fest fürs ganze Land, für alle, die gerade da sind, ansässig, autochthon, generationenlang oder zufällig, erst seit kurzem, vielleicht auch nur vorübergehend. Egal. Dieses Fest hat Platz für alle.

Stellt Laubhütten auf. Ein provisorischer Unterstand, unter dem man bei der Feldarbeit vor der sengenden Hitze Schatten und Schutz fand. Nach eingebrachter Ernte werden sie zu kleinen Festzelten. Erholung bei frischen Getränken und ner ordentlichen Stulle. Arbeitspause. Doch das Laubhüttenfest ist noch mehr. Es wird nicht nur auf freiem Feld gefeiert. Das Hauptereignis findet im Tempel statt, im Haus des Gottesdienstes und Gebetes. Die Bibel macht einen Unterschied zwischen Naturverehrung und Gottesverehrung. Erntedank ist kein dionysischer Rausch am, kein Fruchtbarkeits- und Genuss-Exzess. Erntedank ist Zuwendung zu Gott, der in einem nahen Jenseits ungreifbar anwesend ist und nicht mit den Dingen und Erlebnissen verwechselt werden will. Bei aller ökologischen Achtsamkeit: Erntedank im jüdischen Sinn ist eine Erinnerung an Gottes Geschichte.

Natürlich leben in der Schöpfung und von der Schöpfung. Wir sind angewiesen auf die elementaren Vorgänge von Wachstum und Gedeihen, Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Aber der Kreislauf des Lebens ist nur der äußere Rahmen. Im Wechsel der Jahreszeiten findet unsere Geschichte statt. Unverwechselbare Geschichte. Wir haben Familie. Manche von uns haben ein bunt zusammengeflicktes Gewebe, und jede Naht erzählt von Abbrüchen und Neuanfängen, Wunden und Heilung. Wir tragen Erinnerungen in uns. Wir haben Talente und Narben. Das ist alles heute auch da. Es liegt unsichtbar mit auf dem Altar, wo die Gaben uns zeigen: Wir sind versorgt. Wir leben von etwas. Aber wir leben eben nicht vom Brot allein, von den Äpfeln und Kürbissen. Wir leben auch in und von Beziehungen. Wir leben davon, buchstäblich, dass wir als Babys angesprochen wurden. Als wir selber noch nicht sprechen konnten, drangen warme Worte durch unsere Ohren ins Herz. Als Kleinkinder kamen die ersten Silben und Fingerzeige, da haben Worte uns Zuneigung und Schutz gegeben. Worte haben uns Freude und Humor zugespielt und wir haben gekichert und gegluckst vor Vergnügen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das zu ihm gesprochen wird. Das hört bis zum Lebensende nicht mehr auf. Unser Gehörsinn soll das Letzte sein, was der sterbende Organismus ausschaltet.

Wir brauchen Klangzufuhr, damit wir an Leib und Seele gedeihen. Deswegen feiern Menschen Gottesdienste. Wir tun das am liebsten mit Musik. Wir nehmen im Glauben die Geschichte Gottes in uns auf. Wir versetzen uns in seine schöpferischen und erlösenden Taten hinein. Auch das ist Erntedank und das lernen wir von unseren jüdischen Brüdern und Schwestern. Kein pures Naturfest. Keine simple Vitalitätsfeier. „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ Wir spüren, dass das Leben mehr ist als Biologie. Wir leben in Geschichten, die etwas mit uns machen. Gottesdienst feiern heißt, dass wir Vergangenes, Erlebtes hierher mitbringen. Wir danken und klagen. Manchmal haben wir gar keine Worte für das, was in uns gärt an Glück, Fragen und Ängstlichkeit. Dann bringen wir es seufzend vor Gott. In all dem genießen wir die Verheißungen und Zusagen, durch die Er mit uns in Beziehung und im Gespräch bleibt. Da kommt noch was. Das war noch nicht das Ende. Wir werden getragen von etwas, das größer ist als wir selbst. Gerade, wenn wir nicht im Ewiggleichen Lebenskreis geborgen sind, sondern Ereignisse, Kriege, Katastrophen uns aus der Bahn werfen, bekommt das jüdische Erntedank seinen Sinn und seine Kraft.

Das biblische Israel hat das Laubhüttenfest in einer bestimmten Lage nach langer Pause wiederentdeckt. Als sie aus dem assyrisch-babylonischen Exil zurückgekehrt waren, und als sie an den Wiederaufbau gingen, weil vieles in Trümmern lag, wie hier auch einmal, weil die Städte und Dörfer kaum noch bewohnt waren und verwahrlost wie die Ränder der Großbaustelle Hagenmarkt. Da lag vieles unwirtlich vor ihnen. Fremd und befremdlich war die alte Heimat für sie geworden. „Nicht mehr mein Land.“ Da machten sie sich an den mühevollen Wiederaufbau. Mitten in diesen Ereignissen, vieles war schon wieder hergestellt, aber noch nicht fertig, noch nicht eingeweiht. Noch nicht amtlich, noch nicht sicher. Da hatten sie Hunger nach Worten. Sie forderten, dass die alten Schriftrollen endlich ausgepackt und neu gelesen werden sollten. Man beachte: Das Volk forderte es von den Schriftgelehrten! Die Theologen waren Traditionshüter gewesen, sie pflegten und verwahrten die Quellen, aus denen Geist und Trost und Wegweisung sprudeln könnte. Und die Menschen sagten ihnen: Her damit! Gebt es heraus! Lest es!

Und Esra tat das Buch auf vor aller Augen, denn er überragte alles Volk; und als er’s auftat, stand alles Volk auf. Und Esra lobte den EWIGEN, den großen Gott. Und alles Volk antwortete: »Amen! Amen!«, und sie hoben ihre Hände empor und neigten sich und beteten den EWIGEN an mit dem Antlitz zur Erde.  Und die Leviten Jeschua, Bani und einige andere unterwiesen das Volk im Gesetz und das Volk stand auf seinem Platz.  Und sie legten das Buch des Gesetzes Gottes klar und verständlich aus, sodass man verstand, was gelesen worden war. Und Nehemia, der Statthalter, und Esra, der Priester und Schriftgelehrte, und die Leviten, die das Volk unterwiesen, sprachen zu allem Volk: Dieser Tag ist heilig dem HERRN, eurem Gott; darum seid nicht traurig und weint nicht! Denn alles Volk weinte, als sie die Worte des Gesetzes hörten.  Darum sprach er zu ihnen: Geht hin! Esst fette Speisen! Trinkt süße Getränke. Sendet davon auch denen, die nichts für sich bereitet haben. Denn dieser Tag ist heilig unserm Herrn. Und seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke.

Im Folgenden wird dann erzählt, wie sie durch die Lektüre der Schriften auf das alte Laubhüttenfest stießen. Sie bereiteten es vor und stellten ihre Zelte in die Gärten, räumten ihre Wohnwägen auf und buchten sich in den Jugendherbergen ein. Manche fanden noch die alten Schuhe aus den schwierigen Jahren und trugen sie die ganze Woche lang. Alte Wunden brachen auf und zugleich das überwältigende Gefühl, es überstanden zu haben und wieder im Segen zu stehen. Heilung zu erleben – es gibt nichts Schöneres.

Aus solchen Geschichten und Traditionen holen unsere jüdischen Brüder und Schwestern ihre Resilienz. Wer so ein Laubhüttenfest hat, hat ein unschätzbares Gut, eine Quelle der Humanität. Mögen unsere jüdischen Geschwister hier in Braunschweig in dieser so aufreibenden, gewalt- und angsterfüllten Zeit wenigstens ein paar Becher daraus schöpfen, bis sie und mit Ihnen viele, auch Fremde, endlich wieder gesunden und so feiern können, wie die Einladung lautet, die in der Tiefe ihrer Heiligen Schrift verankert und verborgen ist: Sei fröhlich! Es ist DEIN Fest. Du und dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levit, auch der Fremdling, die Waise und die Witwe, die in deiner Stadt leben. Feiert! Esst! Trinkt! Bringt auch denen etwas, die nichts für sich vorbereitet haben. Denn dieser Tag ist ein heiliger Tag vor Gott. Seid nicht bekümmert. Denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.

Amen.

Musikalischer Gottesdienst zum Erntedank

Am Sonntag, 5.10.2025 laden wir zu einem musikalischen Festgottesdienst am Erntedank mit unserer Kantorei unter der Leitung von Christine Strubel ein, Beginn um 10.30 Uhr.

„Auch in der Stadt mit ihren vielen versiegelten Flächen sind wir auf die elementaren Dinge des Lebens angewiesen, auf Wachstum und Gedeihen in der Natur, gesunde Erde und gute Luft“, erläutert Katharinenpfarrer Werner Busch, der die Predigt halten wird.

Der Abendmahlsgottesdienst wird mit Werken von Georg Friedrich Händel, Gabriel Fauré und John Rutter gestaltet und im Anschluss wird zum Erntedank-Imbiss hinter der Orgel eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Bodo Ramelow und die Reformierten in St. Katharinen

Gottesdienst am Sonntag, 28. September 2025

Abweichende Uhrzeit: Beginn um 10 Uhr !

Am Sonntag, 28. September 2025 feiert die Ev.-reformierte Gemeinde Braunschweig einen öffentlichen Gottesdienst mit Bürgerpredigt des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Bodo Ramelow und versammelt sich dafür ausnahmsweise um 10 Uhr in der Braunschweiger Katharinenkirche. Der prominente Gastprediger wird in seiner Ansprache Antworten suchen auf die Frage: „Warum ist der Osten hellblau? Und damit ist nicht der Himmel gemeint.“ Pfarrer Holger Lübs erläutert: „Der protestantische Glaube in unserer reformierten Tradition setzt sich immer wieder intensiv auch mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinander und bezieht, wo nötig, Stellung. So hat das Leitungsgremium des Reformierten Bundes in Deutschland beispielsweise 1982 eine eindeutige Stellungnahme gegen Massenvernichtungswaffen abgegeben.“ In unseren Tagen, so der Theologe weiter, mache die Frage nach der zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz von tendenziell extremistischen Positionen vielen große Sorgen. Die Reformierte Gemeinde möchte hierzu den praktizierenden Christen und ehemaligen Ministerpräsidenten von Thüringen hören und lädt zu diesem Gottesdienst mit anschließendem Empfang ein. Katharinenpfarrer Werner Busch dazu: „Der Kirchenvorstand unserer Gemeinde hat auf Anfrage unserer reformierten Freunde beschlossen, dass wir an diesem Sonntag einmal zum Gottesdienst unserer Partnergemeinde zu uns an den Braunschweiger Hagenmarkt einladen.“ Der Eintritt ist frei, im Anschluss gibt es bei einem Empfang mit Aperitif, Kaffee und Knabbereien hinter der Orgel Gelegenheit zum Austausch.